Der Verein KUNSTASYL setzt auf innovative Art und Weise Projekte an der Schnittstelle von Kunst, Politik und Gesellschaft um. Typisch für die Arbeit des Vereins ist eine partizipative, multiperspektivische Herangehensweise an komplexe gesellschaftliche Probleme. Das Projekt „STREETWARE saved item“ verknüpfte Prozesse des Re- und Upcyclens von Textilien mit anderen Disziplinen, um aus unterschiedlichen Perspektiven die Themenkomplexe Nachhaltigkeit und Kreislaufprozesse am Beispiel vom Umgang mit Textilien zu beleuchten und zu bearbeiten.
Das Projekt beschäftigt sich mit im öffentlichen Raum abgestreiften Kleidungsstücken, wild entsorgten stofflichen Wertstoffen und der provisorischen textilen Architektur von Menschen ohne Obdach. Ein wesentlicher Teil der künstlerischen Handlung und des partizipativen Arbeitens fand dabei im öffentlichen Außenraum statt. Ein- bis zweimal wöchentlich veranstaltete das Projektteam Stadtführungen und Touren am rollenden Wäscheständer. Sie ermöglichten unabhängig von der pandemischen Lage die Kommunikation mit der Berliner Bewohner*innenschaft.
Seit Januar 2021 lädt STREETWARE alle Repräsentant*innen der Gesellschaft zur Mitwirkung und Mitproduzent*innenschaft ein. Dafür streben die Initiator*innen Kooperationen mit lokalen Multiplikator*innen an, suchen den Kontakt und Austausch mit Wissenschaftler*innen, Recyclingunternehmen, der Textil-Industrie, Kleiderkammern, Soziolog*innen, Philosoph*innen, und Künstler*innen.
Die Forderung „Decolonize, ecologize und degender your style“ ist dabei programmatischer Slogan von STREETWARE. Thematische und praktische Auseinandersetzung findet im Projekt zu den Bereichen Obdach- und Wohnungslosigkeit, Machtstrukturen, Kolonialismus und koloniale Strukturen, Migration, Flucht und Asyl statt. Das stoffliche Material von der Straße bietet den Anlass zur Auseinandersetzung mit Fragen der Identität, des Konsums, mit Produktionsweisen und Sozialität sowie inspirierende Hülle und Fülle für diverse Formen des Up- und Recycelns. Dieses praktische und konkrete Tun dient STREETWARE als Ausgangspunkt der Wissenserweiterung, ob es sich nun um handwerkliche Techniken, industrielle Prozesse, künstlerische Ausdrucksweisen oder wissenschaftlich- philosophische Fragestellungen handelt.
Die kritische Modeforscher*in Aïcha Abbadi und die Philologin Dr. Lina Tegtmeyer begleiteten das Projekt wissenschaftlich. Dabei brachte Dr. Lina Tegtmeyer das Zeichnen als Instrumentarium zur wissenschaftlichen Erforschung von künstlerischen Prozessen ein und erweiterte damit die öffentliche Wahrnehmung und Möglichkeiten der Interpretation des partizipativen Kunstprojektes. Im Jahr 2023 war STREETWARE als eines der Pionierprojekte aus dem Haus der Materialisierung auf der Architekturbiennale in Venedig im Deutschen Pavillon vertreten.
Organisation:
Kunstasyl e.V.
Zum Projekt
Kontakt Projekt:
barbara caveng, Alice Fassina
waschsalon@streetware-saved-item.net
Bilderrechte:
Kunstasyl e.V.