Vom Altholz zum installierten Stadtmöbel – Gestaltung und Bau eines Stadtmöbels nach zirkulären Kriterien im Rahmen einer kommunalen Produktionsgemeinschaft am Wertstoffhof
Ausgangspunkt
Ressourcen und Dinge werden heutzutage zu einem überwiegenden Teil verbraucht und entsorgt, anstatt konsequent wieder- und weiterverwendet zu werden. Zentrale Knotenpunkte in diesem System sind (in Deutschland) die sogenannten Wertstoffhöfe, an denen nicht mehr genutzte Dinge und Stoffe gesammelt und einer weiteren Verwertung zugeführt werden. Das social design lab der Hans Sauer Stiftung, welches von der IKEA Stiftung gefördert wird, geht in dem Projekt „Mehrwerthof Markt2 Schwaben“ der Frage nach, inwiefern diese Orte auch zu Ausgangspunkten eines veränderten, konsequent an der Schaffung von Kreisläufen orientierten Umgangs mit Ressourcen werden können. Zusammen mit dem Markt Markt Schwaben, der anderwerk GmbH und weiteren Partnern werden in einem partizipativen Ansatz Lösungen gesucht und Transformationswege erprobt.
Realisierung
Im Umfeld von Wertstoff- und Bauhöfen könnte eine veränderte Praxis entstehen, bei der konsequent – soweit technisch möglich – auf die Wiederverwendung von entsorgtem Material gesetzt wird.
Dieser Idee hat sich das Projekt „Markt2 Schwaben macht sich: Stadtraummöbel“ im Sommer 2019 zunächst entwerferisch und prototypisch angenähert. In Kooperation mit dem Lehrstuhl für Entwerfen und Holzbau der Technischen Universität München wurden Stadtmöbel entworfen und gebaut. Dies fand im Rahmen eines partizipativen Prozess statt, bei dem die Verwendung von entsorgten Wertstoffen und damit die Schaffung von Kreislaufpotentialen konsequent in die Entwurfsaufgabe einbezogen wurde: Es galt, ausgewählte Rezyklate in die Entwurfs- und Konstruktionsarbeit einzubeziehen. Ergebnis waren 24 Prototypen für Stadtmöbel, die zunächst im Umfeld des Rathauses in Markt Schwaben aufgestellt und danach an verschiedenen Plätzen in der Ortschaft zur temporären Nutzung verteilt wurden.
Auf Grundlage der Entwurfsarbeit der vorangegangenen Projektphase wird ein Designteam gebildet, das sich mit Fragen der Funktionalität, Materialität, des lokalen Kontextes u.a.m. für das zu schaffende Stadtmöbel auseinandersetzt. Dabei steht der Grundsatz der Zirkularität bei der Materialverwendung im Mittelpunkt.
Ein aus Mitarbeiter*innen der TU München und der Hans Sauer Stiftung bestehendes Designteam übernimmt Recherche- und Designaufgaben, koordiniert und moderiert den Entwurfsprozess. Wo sinnvoll, werden zusätzlich Stakeholder und Bürger*innen involviert. Die Arbeiterwohlfahrt, die Ziegler Metallbau GmbH, die Hans Sauer Stiftung und der Bauhof bzw. Wertstoffhof Markt Schwaben teilen sich die unterschiedlichen, zur Herstellung und Aufstellung notwendigen entwurfstechnischen und produktiven Gewerke je nach Möglichkeiten auf. Leitend ist dabei die Idee, im Rahmen dieser Kleinserienentwicklung und -produktion auch ein für Folgeprojekte geeignetes Netzwerk und übertragbares Know-How aufzubauen.
Wirkung
In dem Projekt „Markt2 Schwaben macht sich: Stadtraummöbel“ geht es darum, sich (mindestens) zwei konkreten Projekt-Zielen exemplarisch anzunähern: Zum einen der Gestaltung, dem Bau und der Aufstellung eines Stadtmöbels, das aus wiederverwendetem Holz und ggfs. weiterem kreislauffähigem Material besteht; zum anderen der Entwicklung eines neuartigen kommunalen Wegs zur Herstellung öffentlich genutzter Güter. Dabei gilt es, Entwurfs- und Prozessergebnisse aus der Recherche-Phase aufzunehmen und im Rahmen einer neuen Akteurs-Konstellation in ein dauerhaft nutzbares Produkt umzusetzen. So können tatsächlich Wertstoffe lokal wiederverwendet aber zudem kann auch aufgezeigt werden, wie dies für andere Materialien und Wertstoffe funktionieren kann. Durch die Einbindung verschiedener Partner können unterschiedliche Zielgruppen in den Prozess eingebunden werden, so beispielsweise Langzeitarbeitslose, Studierende, Bürger*innen. Auch diese können davon auf unterschiedliche Weise profitieren. Zudem werden alle beteiligten Akteure für die Kreislauffähigkeit verschiedener Materialien sensibilisiert und erlernen einen neuen Umgang mit eben diesen. Die neu geschaffenen Möbel dienen als Begegnungsort für die Gemeinde und durch den Einbezug der Bürger*innen in den Entwicklungsprozess bringen sie ein hohes Identifikationspotential mit sich. So soll ein neuartiger Prozess erarbeitet werden, der mit Hilfe der Auswertung und Dokumentation des Gesamtprozesses übertragbar gemacht wird. Das Ergebnis soll in seiner zirkulär orientierten Gestaltung Innovations- und Inspirationscharakter aufweisen. Durch die Stiftung soll dies dokumentiert, wissenschaftlich begleitet, übertragbar gemacht und auch verbreitet werden, damit es auf diversen Ebenen wirken kann.
(c) Fotos: Hans Sauer Stiftung