Ansatz
Der Umgang mit Ressourcen folgt im gegenwärtigen Gesellschafts- und Wirtschaftsmodell weitgehend linearen Mustern: Rohstoffe und verarbeitete Produkte werden zum überwiegenden Teil verbraucht und entsorgt und nicht etwa wieder- und weiterverwendet. Zentrale Knotenpunkte in diesem System sind die sogenannten Wertstoffhöfe, an denen nicht mehr genutzte Dinge und Stoffe gesammelt und einer weiteren Verwertung zugeführt werden. Das social design lab der Hans Sauer Stiftung, gefördert von der IKEA Stiftung, geht in dem Projekt der Frage nach, inwiefern diese Orte zu Ausgangspunkten eines veränderten, konsequent an der Schaffung von Kreisläufen orientierten Umgangs mit Ressourcen werden können. Zusammen mit dem Markt Markt Schwaben, der anderwerk GmbH und anderen Partnern werden in einem partizipativen Ansatz Lösungen gesucht und Transformationswege erprobt.
Realisierung
Gemeinsam mit den oben genannten Partnern, lokalen Initiativen sowie Bürger*innen nimmt das social design lab den Neubau eines Wertstoff- und Bauhofs in Markt Schwaben zum Anlass, um gemeinsam mit den lokalen Akteuren einen über die verbreiteten Formen und Strukturen hinausweisenden Ort zu entwickeln. Einen Ort, an dem versucht wird, Ressourcen in Kreisläufe und neue Verwendungen zu überführen, einen Ort, an dem versucht wird, neue Formen des gemeinschaftlichen Handelns und des Lernens zu etablieren. Das berührt zahlreiche „große“ gesellschaftliche Herausforderungen wie den überhöhten Verbrauch natürlicher Ressourcen oder den Klimawandel, ebenso aber Fragen kommunaler Nachhaltigkeitsstrategien, die auf neue Formen der Zusammenarbeit setzen. In dieser Kombination will das Projekt die Potentiale eines am Kreislaufdenken orientierten kommunalen Handelns – gewissermaßen einer „Circular Society“ im Kleinformat – ausloten.
Dem Ansatz des social design labs folgend wurden zunächst in Stakeholder-Workshops vor Ort Bedarfe erhoben und Ideen entwickelt, um daraus gemeinsam mit Bürger*innen, den Projektpartnern sowie in Kooperation mit der Hochschule München eine Vision zu entwickeln: Die eines „Mehrwerthofs“, der aus verschiedenen Modulen und Komponenten zirkulären Handelns besteht. Zu diesen Modulen und Komponenten wurden prototypische Projekte entworfen und umgesetzt, konkret zu den Themen Reparatur, Tauschen und Teilen und der Mehrwerthof als Ort der Produktion.
Wirkung
Mit der Vision des Mehrwerthofs wird die Frage nach Transformationswegen hin zu einer stärker an Kreisläufen orientierten Gesellschaft neu beantwortet. Über die Schaffung eines Ortes, an dem neue gemeinschaftliche Formen der Ressourcenwiederverwendung geschaffen werden. Dazu hat das social design lab neue lokale Akteurskonstellationen geschaffen und erprobt, inwieweit für diese gesellschaftliche Resonanz erzeugt werden kann. Seit Projektbeginn sind Akteure des öffentlichen Sektors (Verwaltung, Gemeinderat, Ordnungsamt, Bauhof, Abfallwirtschaft), Vertreter*innen der Sozialwirtschaft und der Wissenschaft am Projekt beteiligt. Unter Einbezug der Menschen vor Ort werden Ansätze entwickelt, prototypisch umgesetzt und – soweit möglich – in lokale Verantwortung übergeben.
Im Bereich Reparatur wurden auf diesem Weg bereits feste Strukturen etabliert, in den Bereichen Tauschen und Teilen und Bildung laufen Pilotprojekte und im Bereich Mehrwerthof als Ort der Produktion wurden gemeinsam mit der TU München Stadtmöbel unter Verwendung von recyceltem Material gebaut. Mit der Fertigstellung des neuen Wertstoff- und Bauhofs im Herbst 2019 werden diese Aktivitäten sukzessive in dessen Umfeld verortet werden, um Synergien und Sichtbarkeit zu schaffen.