HINTERGRUND
Wie kann das Zusammenleben in München so gestaltet werden, dass die Entwicklung der Stadt nachhaltig wird und sie für alle ein lebenswerter Ort bleibt?
Fragen wie diese stellen sich angesichts der zahlreichen globalen Krisen, die alle ökologische, ökonomische, kulturelle und soziale Auswirkungen insbesondere auf lokaler Ebene haben, drängender denn je. Bis zum Jahr 2050 werden höchstwahrscheinlich 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben – damit werden Städte nicht nur zu zentralen Orten des globalen Energie- und Ressourcenverbrauchs, sondern auch zu Mittelpunkten gesellschaftlicher Herausforderungen und Konflikte. Gleichzeitig bieten Städte ein enormes Potential, neue Antworten auf globale Krisen und die daraus resultierenden Herausforderungen zu finden und so zu einer nachhaltigen (Stadt-)Entwicklung beizutragen.
Der Blick auf die Ebene des Stadtquartiers, als lebensnahe und erfahrbare räumliche Ebene zwischen der der Stadt als Ganzes und den vielfältigen Lebenswelten ihrer Bewohner*innen, eröffnet hier zusätzliche Potenziale. Dieser urbane Nahraum wird immer mehr Ausgangspunkt neuer Ideen und Praktiken, die das Potential haben, auf größere, städtische Kontexte übertragen und zu kleinräumigen Beiträgen zur Lösung globaler Zukunftsfragen zu werden.
Im Quartier kann das eigene Handeln als wirksam wahrgenommen werden, im Prinzip kann jede*r einzelne*r Bewohner*in relevant und aktiv werden. Faktoren wie diese machen das Quartier als einen kompakten und gleichzeitig lebensnahen Raum innerhalb der Stadt zunehmend relevant und zum potenziellen Ausgangspunkt für städtische Veränderungsprozesse.
HANS SAUER PREIS 2022
Doch sind die Potenziale und Innovationskräfte des Quartiers – insbesondere in München – längst noch nicht ausgeschöpft. Davon geht der Hans Sauer Preis 2022 „Nebenan und mit dabei – Quartiersprojekte in München“ aus und widmet sich den Münchner Quartieren als potenziellen Orten für soziale, ökologische und gesellschaftliche Veränderungsprozesse. Wie kann das Quartier zum sozialen Raum für neues gemeinschaftliches und gemeinwohlorientiertes Handeln werden? Wo liegen die Potentiale der Münchner Quartiere für nachhaltiges Denken und Handeln? Inwiefern eignet sich das Quartier als Ort für gesellschaftliche Transformation? Der Wettbewerb möchte Münchner Quartiersprojekte und -initiativen nicht nur auszeichnen, sondern diese stärken und untereinander vernetzen.
WAS KANN EINGEREICHT WERDEN?
Gesucht werden Projekte und Initiativen, die Quartiere zum Ausgangs- und Bezugspunkt ihres Handelns gemacht haben. Zur Einordnung und Vergleichbarkeit bitten wir alle Einreichenden, ihr Projekt / ihre Einreichung einer der folgenden Kategorien zuzuordnen:
SOZIAL: Das Projekt beschäftigt sich mit der Stärkung von Handlungsgemeinschaften, der Inklusion von marginalisierten Bevölkerungsgruppen und trägt zu einem diversen und inklusiven Leben im Quartier bei.
ÖKOLOGISCH: Das Projekt beschäftigt sich mit Umweltthemen, wie beispielsweise der Zirkularität, der Ernährung, der Abfallvermeidung, der Schaffung städtischer Grünflächen oder neuen Ansätzen der Mobilität im Quartier.
PARTIZIPATIV: Das Projekt beschäftigt sich mit neuen Beteiligungsformen und -formaten für die Quartiersbewohner*innen, beispielsweise in Themenbereichen wie Bildung, Wohnen und Quartiersentwicklung.
HIER gibt es die Ausschreibung als PDF zum Download.
Die Jury
Frauke Burgdorff
Frauke Burgdorff ist Diplom-Ingenieurin der Raumplanung. Sie hat in Kaiserslautern und Dortmund studiert. Im Anschluss an das Studium hat sie unter anderem als Stadtplanerin in Antwerpen, Zukunftsforscherin in Gelsenkirchen und für die Konzeptentwicklung der Euregionale in Aachen gearbeitet. Auf Bitte des Landes Nordrhein-Westfalen hat sie die Initiative Stadtbaukultur NRW aufgebaut und das Europäische Haus der Stadtkultur geleitet. Ab 2006 hat sie als Vorständin die Montag Stiftung Urbane Räume gAG in Bonn aufgebaut und geführt. In dieser Zeit wirkte sie auch als Geschäftsführerin der Urbane Nachbarschaft Samtweberei gGmbH. 2016 hat sie BURGDORFF STADT – Agentur für Kooperative Stadtentwicklung aufgebaut. Sie war mit ihrem Team in der ganzen Republik für Kommunen und Wohnungsunternehmen tätig. Frauke Burgdorff ist 1970 in Hildesheim geboren. Am 19. Juni 2019 ist sie vom Rat der Stadt Aachen zur neuen Beigeordneten für Planung, Bau und Mobilität gewählt worden. // Bild (c): Berd Büttgens
Davide Brocchi
Davide Brocchi (*1969) lebt in Köln, ist Dipl.-Sozialwissenschaftler und erforscht seit Jahren Transformationsprozesse zur Nachhaltigkeit in Theorie und Praxis. In Köln und Berlin hat er 2012 bzw. 2017 den „Tag des guten Lebens“ initiiert, als Katalysator eines partizipationsorientierten Transformationsprozesses aus den Stadtteilen heraus. 2019 ist sein Buch „Große Transformation im Quartier“ erschienen. Er berät Städte und Initiativen in Fragen der Stadtentwicklung (http://davidebrocchi.eu). // Bild (c): Teona Gogichaishvili
Martina Hartmann
Martina Hartmann, studierte Sozialpädagogin, war seit 2009 Geschäftsführerin und ist seit diesem Jahr Vorständin von REGSAM e.V. – Das Regionale Netzwerk für soziale Arbeit in München welches vor mehr als 25 Jahren gegründet wurde und in allen Münchner Stadtteilen mit mehr als 3.000 Aktiven engagiert ist. Frau Hartmann war für das Stadtjugendamt München tätig, leitete von 1992 bis 2001 das Mütterzentrum Sendling e.V. und saß bis 2015 über 20 Jahren im Münchner Bezirksausschuss. // Bild: (c) Carolin Tietz
Marco Kellhammer
Marco Kellhammer studierte Industriedesign in Osnabrück und München. Von 2012 bis 2015 forschte er am Institute of Design Research Vienna zu ökologisch und sozial nachhaltigen Produktions- und Lebensweisen. Er ist Mitgründer von überkochen e.V. – zur Förderung praxisorientierter Unterrichtsformate. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Urban Design der Technischen Universität München leitet er aktuell das BMBF Forschungsprojekt MCube: Autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt (AQT). Sein Forschungsinteresse gilt Designprozessen und Transformativer Forschung.