Am 3. und 4. April 2025 verlieh die Hans Sauer Stiftung im Münchner Kulturzentrum LUISE den Hans Sauer Preis 2025: Transformative Bildung – Gesellschaft gemeinsam gestalten. Die Teilnehmenden der Veranstaltung erwartete neben einem umfassenden Workshop-Programm, Netzwerkangeboten und Projektvorstellungen eine feierliche Verleihung mit eindrücklichen Laudationes der Juror*innen. Im Spotlight zeigten die prämierten Projekte einmal mehr, wie entscheidend transformative Bildungsangebote für die gesellschaftliche Entwicklung sind – und wie groß das Engagement im Feld bereits ist. So war auch die Auswahl für die vierköpfige Jury eine echte Herausforderung: Ganze 260 Einreichungen sichteten die Juror*innen – und ernannten schließlich fünf besonders herausragende Projekte. Wir stellen die Preisträger*innen vor!
Das WELTSCHULHAUS
Ausgehend von dem großen Manko, dass Weltwissen von zugezogenen und geflüchteten Menschen sowie Impulse aus gewachsenen migrantischen Communities kaum einbezogen werden in hiesige Curricula und Bildungsplanungen, will das Team aus dem außerschulischen Bereich eine Initiative starten und mit zahlreichen Partnerorganisationen und Akteur*innen aus In- und Ausland experimentelle Formen des Wissentauschs erproben; aus den ungewöhnlichen Verknüpfungen von lokalen und weltweiten Bildungskulturen sollen Impulse für Future Skills entwickelt werden. Das WELTSCHULHAUS engagiert sich für den Umbau eines hierarchischen Bildungswesens zu einer offen zugänglichen, transkulturellen Bildungslandschaft, die langfristig eine Bildungsinfrastruktur etabliert, die auf den spezifischen Bedürfnissen marginalisierter Gruppen aufbaut.
Das sagt die Jury:
Mit dem Weltschulhaus, das wir an diesem Abend mit dem Hans Sauer Preis auszeichnen, lernen Sie tatsächlich eine völlig andere, eine zeitgemäße, lebendige, allen zugängliche Sammlung des „Wissens der Welt“ kennen. (…) Das Projekt nutzt den Kippmoment der formalen Bildungsstruktur und experimentiert mit ganzheitlich fördernden und interkulturellen Settings, um einen Bildungspfad jenseits eines tradiert-westlichen Kanons anzulegen.
(Auszug aus der Laudatio von Regine Leonhardt)
Preissumme: 10.000 Euro.
Projektwebsite: WELTSCHULHAUS
SWANS Initiative
Die SWANS Initiative gGmbH ist eine (post-)migrantische Selbstorganisation im deutschen Raum aufgewachsener Studentinnen und Akademikerinnen mit Einwanderungsgeschichte, Schwarzer Frauen und Women of Color (BIWoC), die Frauen mit ähnlichen Biografien im Rahmen einer umfassenden Förderung teilhaberelevante Fähigkeiten, Kompetenzen und Wissen vermittelt und die Öffentlichkeit zum Thema Mehrfachdiskriminierung sensibilisiert. Über 1500 „Schwäne“ profitieren von einem kostenlosen Bildungsprogramm mit Workshops, Webinaren, Beratung, systemischem Coaching, Bewerbungscheck sowie einer Austausch- und Community-Plattform.
Das sagt die Jury:
SWANS ist kein klassisches Bildungsprojekt. Es ist ein Netzwerk, eine Bewegung – eine leise, aber unbeirrbare Revolution gegen ein System, das viele zurücklässt, bevor sie überhaupt den Raum betreten dürfen. Gegen ein System, das sich damit vor allem auch selbst schadet. SWANS ist „ein Lions Club für Leylas“.
(Auszug aus der Laudatio von Berit Moßbrugger)
Preissumme: 2.500 Euro.
Projektwebsite: SWANS Initiative gGmbH
Interkulturelle Nachhaltigkeitslots:innen / Querbeet Leipzig e.V.
Das Projekt „Interkulturelle Nachhaltigkeitslots:innen“ des Querbeet Leipzig e.V. bildet Migrant:innen/Menschen mit Fluchterfahrung im Bereich der Nachhaltigkeitsziele und Bildung für nachhaltige Entwicklung theoretisch und praktisch aus. Die Lots:innen tragen Erlerntes an Migrant:innen heran. Ziel ist es, durch aktive Wissensvermittlung und Einbindung der Anwohnenden einer Plattenbausiedlung in Leipzig Paunsdorf paternalistische Strukturen abzubauen und gemeinsam die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern.
Das sagt die Jury:
In den Augen der Jury ist das Modell der Nachhaltigkeitslots:innen ein herausragendes Beispiel für transformative Bildung. Hier geschieht genau das, was der Hans Sauer Preis 2025 auszeichnen möchte: Bildung wird als Motor des sozialökologischen Wandels verstanden. Als Werkzeug, um komplexe Strukturen und Probleme zu erkennen und gleichzeitig die eigenen Lebensrealitäten zu gestalten. Es geht um mehr als reine Wissensvermittlung – es geht um gemeinschaftliche Selbstermächtigung und um kollektives Lernen, das echte Veränderungen bewirkt.
(Auszug aus der Laudatio von Regine Sarah Fasbender)
Preissumme: 2.500 Euro.
Projektwebsite: Interkulturelle Nachhaltigkeitslots:innen
RevierUPGRADE. Wir. Jetzt. Nachhaltig.
Kern des Projektes RevierUPGRADE sind non-formale Bildungs- und Beteiligungsveranstaltungen, die junge Menschen im Mitteldeutschen und Lausitzer Revier darin stärken, einen sozial-ökologischen Strukturwandel ihrer Regionen sowie eine umweltgerechte Stadtentwicklung nach ihren Vorstellungen mitzugestalten. Dafür finden in Halle, Cottbus, Leipzig und Umgebung mobile, aufsuchende Aktionsangebote (mit Lastenrädern) sowie vertiefende Workshops und „Future Labs“ (Wochenenden mit Workshops und Exkursionen) statt. Begleitend dazu vermittelt ein Coaching-Programm verschiedene Skills, um sich für einen nachhaltigen Strukturwandel einzusetzen. Zum Abschluss wird ein „Strukturwandel-Jugendfestival“ stattfinden.
Das sagt die Jury:
In der Lausitz wird buchstäblich kein Stein auf dem anderen bleiben. Strukturwandel ist das Stichwort. Die Politik gibt hier viel Geld in die Entwicklung und jetzt ist die Zeit um zu entscheiden, wie die Zukunft dieser Region geplant wird. Und hier setzt das Projekt RevierUPGRADE. Wir. Jetzt. Nachhaltig an. (…) Im Mittelpunkt stehen sorgfältig entwickelte, sehr kreative non-formale Bildungs- und Beteiligungsformate, die Umweltgerechtigkeit, nachhaltige Stadtentwicklung und die persönliche Zukunftsgestaltung der Teilnehmenden verknüpfen.
(Auszug aus der Laudatio von Regine Leonhardt)
Preissumme: 2.500 Euro.
Projektwebsite: RevierUPGRADE
Umwelt-Magazin
Die Macher*innen des Umwelt-Magazins sind Schüler*innen, die gemeinsam für einen gesunden Planeten und eine nachhaltige Zukunft kämpfen. Ob Friederike Otto, Forscherin aus Grönland oder Klimaaktivist*innen und -vordenker*innen: Die Gruppe findet es unfassbar spannend und mutmachend, diese Menschen interviewen zu dürfen und ihnen zuhören zu können. Genau deshalb führen sie Interviews mit ihnen. Außerdem schreiben sie Artikel über verschiedenste Themen, die mit Umwelt und Klimaschutz zusammenhängen. Das Ziel: Die Schüler*innen wollen ihre Umgebung nachhaltiger machen. Sie informieren, sorgen für Mülltrennung und organisieren Vorträge und Exkursionen. Politisch versuchen sie ebenfalls, viel zu erreichen, z.B. die Einstellung von Ecosia als Standardsuchmaschine in Kiel.
Das sagt die Jury:
Nie war es also wichtiger, darüber aufzuklären, welchen Einfluss unser Handeln auf unsere Umwelt hat. Nie war es wichtiger, dass sich Menschen für unseren Planeten engagieren! Auf der politischen Weltbühne – aber eben auch im Kleinen, im Alltag. „Wer, wenn nicht wir?!“ Das schreiben die 13 Schüler*innen des Umwelt-Magazins auf ihrer Webseite! Ihre Mission: sie wollen informieren, für positive Veränderung sorgen und Vorträge oder Exkursionen organisieren. (…) Ihr größter Coup: Dank ihnen ist Ecosia jetzt Standard-Suchmaschine in Kieler Schulen und der Verwaltung der Stadt. Tolle Erfahrung und gutes Learning: man kann etwas in dieser Demokratie bewirken! Auch als Jugendliche. Transformative Bildung im besten Sinne!
(Auszug aus der Laudatio von Frank Seibert)
Preissumme: 2.500 Euro.
Projektwebsite: Umwelt-Magazin