Am 23. Juli und 02. August fanden die ersten prototypischen Kartierungsspaziergänge zur gemeinschaftlichen Erfassung von Leerständen in Sendling statt. Moderiert von der Hans Sauer Stiftung durchstreiften Architekt*innen , Anwohner*innen und Interessierte aus der Stadtpolitik gemeinsam die Straßen, um Leerstände und brachliegende Flächen zu identifizieren und über deren Wirkung, mögliche Ursachen sowie Aktivierungsmöglichkeiten zu diskutieren. Die hohe Teilnehmendenzahl beider Spaziergänge und das rege Interesse an der gemeinsamen Kartierung und Spekulation zeigten das große Engagement der Bürger*innen für das Thema Leerstand.
Leerstands-Spaziergang // 1
Der erste Kartierungsspaziergang am 23. Juli begann am „Sendlinger Loch“ mit einem kurzen Input von Christian Stupka zur Wohn- und Bausituation in Sendling. Er erläuterte, wie trotz des zunehmenden Aufwertungsdrucks Sendling als Viertel der Genossenschaften bekannt ist und welche strukturellen Veränderungen, wie der Wandel von Gemüse- und Metzgerläden zu Anwaltskanzleien, Architekturbüros und Radläden, sich vollziehen. Anschließend führte der Weg über die Lindwurmstraße und Berlepschstraße in die Zechstraße, wo anhand von Beispielen über drohende, aber auch temporär verhinderte Abrisse und Möglichkeiten der Abbruchvermeidung diskutiert wurde. Am Ende konnten die Teilnehmenden Kartierungsbögen mitnehmen, um in den Folgetagen auf eigene Faust weitere Leerstände zu dokumentieren.
Leerstands-Spaziergang // 2
Der zweite Spaziergang am 02. August begann mit einem Input zum Forschungsmodus der Citizen Science und einem weiteren Beitrag von Carsten Schade vom Lehrstuhl für Energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen der TU über die Zusammenführung von Gebäudenutzungspotenzialen und Bedarfen eines Stadtviertels. Aufgrund der hohen Teilnehmendenzahl wurde der Spaziergang in zwei Gruppen aufgeteilt, die auf unterschiedlichen Routen durch Sendling führten. Vor jedem Objekt gab es kurze Impulse zur Problemlage der jeweiligen Typologie, gefolgt von Diskussionen darüber, wie man zu weiteren Informationen gelangen könnte und welche Potenziale die Leerstände für eine gemeinwohlorientierte Aktivierung bieten. Es wurde auch über die Herausforderungen der Leerstandserkennung und der Kooperation mit Eigentümer*innen gesprochen. Ein zentrales Thema war, wie Erdgeschossflächen zur Lebendigkeit des Quartiers beitragen könnten. Neben der Kartierung von Informationen wie Standort, Zustand, Gebäudetyp und „Gerüchtewissen“, wurden auch strukturelle Themen wie der drohende Kirchenleerstand aufgrund steigender Kirchenaustritte besprochen und diskutiert.
Resonanz und Ausblick
Das Thema des Gebäude- und Flächenleerstands in der Stadt stieß auf große Resonanz. Auch an einer weiteren Beteiligung am Kartierungsprojekt und einem langfristigen Engagement in der kollaborativen Kartierung bestand nach beiden Spaziergängen großes Interesse.
Weiterführende Links:
Interview mit Christian Stupka in der Süddeutschen Zeitung
Ringvorlesung zu nachhaltigem Bauen u.a. mit Carsten Schade