„ZUKUNFT MITGESTALTEN – Beteiligungsprozesse für eine sozial-ökologische Transformation“ war das Thema des diesjährigen Hans Sauer Preis, der am 21.3.2024 im Kulturzentrum LUISE in München verliehen wurde. Ausgezeichnet wurden die Projekte: studio formagora, das Hansa Forum, DIS(EN)COUNTER der guerilla architects, der Porzer Klimatreff, Mitgedacht – Mitgemacht! in Beeskow, Pimp my future des Politik zu anfassen e.V. und der Österreichische Platz des Stadtlücken e.V. Die Jury, bestehend aus Bernadette Felsch, Leona Lynen, Jörg Sommer und Mohamed ZakZak zeichnete insgesamt sechs Preisträger*innen aus und vergab eine Anerkennung (mit 500 Euro dotiert). Das Preisgeld von 20.000 Euro wurde so verteilt, dass alle Preisträger*innen 3.250 Euro bekamen. Die Jury begründete ihre Wahl wie folgt (Auszüge aus den Laudationes).
Österreichischer Platz des Stadtlücken e.V. (Anerkennung)
„…Mit der Frage “Wo ist überhaupt dieser Österreichische Platz?” rückte der Stadtlücken e.V. im Oktober 2016 einen solchen Unort im Zentrum Stuttgarts in den Fokus.
Mit einem Souvenirkiosk, einer offenen Veranstaltungsreihe, Fragen-Tafeln und einem digital-analogen Abstimmungstool wurden Leute dazu angeregt, über alternative Nutzungskonzepte und die Umgestaltung des innerstädtischen Platzes unter der Paulinenbrücke nachzudenken, um diesen bekannten Angstraum wieder öffentlich zugänglich und gemeinsam nutzbar zu machen. Die gesammelten Ideen und Antworten wanderten von der Paulinenbrücke täglich auf Tafeln in eine Ausstellung im Rathaus, vor das Büro des Baubürgermeisters. Durch die gesammelten Tafeln, die ausgestellten Souvenirs sowie eine Live-Übertragung der Ideen-Umfrage via Website konnten sich Verwaltung und Gemeinderat ein Bild vom Geschehen am Österreichischen Platz machen…” (Bernadette Felsch)
https://www.stadtluecken.de/
Mitgedacht – Mitgemacht! in Beeskow
“… Die Initiatorin heißt Karolin Ring und sie sagt: „Ich glaube daran, dass alle von uns großartige, unterschiedliche Talente und Stärken besitzen – und dass Wertschätzung und Respekt füreinander die beste Grundlage für ein gelingendes Miteinander sind.“
In den 7 Monaten der Pilotphase von “Mitgedacht-Mitgemacht” in Beeskow gab es: 4 Bürgerbefragungen an denen insgesamt 630 Menschen teilgenommen haben. Die Fragestellungen wurden vorab mit Verwaltung oder Stadtpolitik abgestimmt und nach der Befragung mit diesen ausgewertet, um die Antworten in den aktuellen Entscheidungen der Stadt zu berücksichtigen. Auf 11 unterschiedlichen Wegen konnte die Bürgermeinung, abgeben werden damit möglichst alle Zielgruppen erreicht werden:
Offline- und online. Zu jeder Uhrzeit. Aktiv und passiv. In der Innenstadt und in den Ortsteilen…” (Bernadette Felsch)
https://www.mitgedacht-mitgemacht.de/
studio formagora
„… Studio Formagora setzt auf der Mikroebene an, um Schritt für Schritt an der Makroebene zu schrauben. Als Designbüro gestalten sie partizipativ Räume und Produkte mit so vielen Stakeholder*innen wie möglich. Das können Orte und Plätze im öffentlichen Raum sein, sowie gemeinschaftlich genutzte Räume oder Objekte in Schulen, Vereinen oder Unternehmen. Eine gemeinsame (Teil-)Umsetzung am Ende des Planungsprozesses ist dabei immer Bestandteil dieses Prozesses. Dabei geht es ihnen gezielt darum, Handwerk als mehr zu begreifen, als eine bloße Produktionsweise. Es ist identitätsstiftend, gemeinschaftsstiftend, fördert Resonanzbeziehungen zu Material, Umwelt und Mitmenschen und empowert damit die Prozessbeteiligten. So lässt es sich als mächtiges Tool für Partizipation nutzen…“ (Leona Lynen)
https://formagora.de/
Hansa Forum
„… Seit 2019 werden vielfältige Formate geschaffen, um dieses Aushandeln als Kern einer demokratischen Gesellschaft möglich zu machen. Da ist zum einen der “Hansa-Konvent”, eine große Veranstaltung, in der 100 zufällig eingeladene Menschen aus dem Hansaviertel ein Mal pro Jahr zusammen kommen. Gemeinsam legen sie Ziele für die Entwicklung ihres Viertels fest und entscheiden mithilfe des sogenannten “Quartier-Gemeinwohl-Index (QGI)” über die Förderung von Projekten in ihrem Viertel. Ziel ist es, die Perspektive und Expertise der Viertelmenschen in die kommunalpolitischen Prozesse einfließen zu lassen…” (Leona Lynen)
https://hansaforum-muenster.de/
Pimp my future von Politik zu anfassen e.V
„… Die Grundidee: Junge Menschen organisieren einen mehrtägigen Nachhaltigkeitskongress für ihre eigene Altersgruppe – unterstützt von erfahren Pädagog*innen. Dabei arbeiten Kommunen und Schulen zusammen. Das Format verbindet Jugendbeteiligung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) und Politische Bildung. Und das mit einer Menge Spaß und, vor allem: Mit konkreter Wirkung. Denn Kommunalpolitiker*innen werden integriert, sie treten am Abschlusstag in den direkten Dialog mit den Jugendlichen und diskutieren über die Ergebnisse. Am Ende stehen umsetzbare kreative Ideen für Schule, Kommune und alle Bürgerinnen und Bürger. Pimp My Future! Ist bei weitem nicht das einzig gute Format der Jugendbeteiligung, aber ein ganz besonderes. Es verbindet tatsächlich handfeste Ergebnisse mit starker Selbstwirksamkeitserfahrung, es lebt Demokratie. Und es zeigt: Junge Menschen wollen sich engagieren. Die Gesellschaft muss es aber auch wollen…” (Jörg Sommer)
https://www.politikzumanfassen.de
DIS(EN)COUNTER der guerilla architects und RAR (Revolutionärer Anwohner:innen Rat)
„…Von der ersten Kennenlernphase bis hin zur Organisation der Nachbarschaft zeigt ihr, wie künstlerische Forschung und Bürgerengagement wirklich etwas bewegen können. Eure Initiative DIS/ENCOUNTER auf dem Wochenmarkt ist das perfekte Beispiel dafür, wie Selbstorganisation und Solidarität Licht auf lokale Herausforderungen werfen. Ihr habt nicht nur auf Probleme hingewiesen, sondern auch direkt Lösungen gezeigt. Ihr seid ein Vorbild für nachhaltige Gemeinschaftsentwicklung und zeigt, wie man einen lebenswerten, inklusiven städtischen Raum schafft…“ (Mohamed ZakZak)
https://www.guerillaarchitects.de/
Porzer Klima Treff
„…Im Oktober 2020 nahmen drei Schülerinnen und Schüler, ein Lehrer und ein Elternvertreter an einer Tagung für Schulen teil, dem ersten ¡Change School! Summit. Inspiriert durch die inhaltlichen und methodischen Impulse aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft und durch die dort praktizierte Kooperation mit anderen Schulgruppen entwickelten sie eine Idee. (…) Ermutigt durch das, was sie auf dem „Summit” erlebt hatten, fanden sie einen neuen Weg zur Verwirklichung ihrer Pläne. Das Stadtteilbüro im Sozialraum vermittelte Veranstaltungsräume im nahen Jugendzentrum und organisierte technische und organisatorische Hilfe. Der Bildungsanbieter parto gUG bot eine Ausbildung für die jungen Leute in Moderationstechniken an, stellte ihnen Moderationsmaterialien zur Verfügung und coachte sie im selbstsicheren Auftritt vor Großgruppen. So fand im September 2021 eine zweitägige Klimakonferenz im und vor dem Jugendzentrum „Glashütte” statt – moderiert von den jungen Menschen. Sie erreichte mehr als hundert Teilnehmer*innen aus vielen Bildungsschichten, vielen Berufen und vielen Bereichen des sozialen Engagements in einem Stadtteil Kölns, in dem die Themen Klimaschutz und Klimakrise aufgrund sozialer Problemlagen bisher kaum eine Rolle spielten. Die Konferenz wurde der Startschuss zu zahlreichen Aktivitäten im Stadtteil…“ (Jörg Sommer)
https://gutesklimaporz.de/
© Bilder: Dominik Alves