Das Projekt „Eichstätt – Raum für alle“ der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt widmet sich der nachhaltigen und integrativen Stadtentwicklung in Eichstätt, wobei es sich zum Ziel setzt, die vielfältigen Bedürfnisse und Anforderungen der Bürger*innen zu erforschen und die Raumgestaltung für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen zu fördern. Eine besondere Herausforderung dabei ist die Bewältigung der vielfältigen und oftmals konfliktreichen Ansprüche an öffentliche Räume in Städten, die gleichzeitig den Bedarf an Sicherheit, Barrierefreiheit, Erholung, Interaktion und Bewegung erfüllen müssen. So kann es auch zu exkludierenden Wirkungen kommen, die den Zugang für bestimmte Bevölkerungsgruppen einschränken.
Im Projekt wird ein Citizen-Science-Ansatz verfolgt, der es ermöglicht, Bürger*innen aktiv in den Forschungsprozess einzubeziehen, um so von ihrem lokalen Wissen, ihren Erfahrungen und ihrer Expertise zu profitieren. Dank des partizipativen Ansatzes gewinnt die Forschung an Relevanz, fördert die demokratische Teilhabe und ist stärker auf praktische Lösungen ausgerichtet.
Eine Schlüsselrolle im Projekt kommt dabei jungen Menschen zu, die oft in Entscheidungsprozessen marginalisiert und unterrepräsentiert sind. Im Sinne des Citizen-Science-Ansatzes erwerben sie durch zielgruppenspezifische Methodentrainings Wissen und Kompetenzen, die es ihnen ermöglichen, aktiv zur Erforschung und zur Lösung lokaler Herausforderungen beizutragen und damit Impulse für eine nachhaltige Transformation der Stadt zu setzen.
In insgesamt sechs Projektphasen wurde an den Zielen des Projekts gearbeitet. Nach zwei Vorbereitungsphasen, in denen Forschungszyklus und Initiierung und Aktivierung der Citizen Scientists stattfanden, folgten Methodentraining, Datenerhebung und Auswertung sowie die Datenaufbereitung und Veröffentlichung der Daten und eine Projektreflexion.
Zielgruppenspezifische Methodentrainings halfen ihnen dabei, Wissen und Kompetenzen zu erwerben, mit denen sie zur Lösung lokaler Herausforderungen beitragen können. Als Methoden der Datenerhebung wurden Interviewtechniken sowie kollektives Kartieren vermittelt und angewendet. Die Heterogenität der Gruppe, bestehend aus Schüler*innen der Klassenstufen 8 bis 12 eines Gymnasiums, bereicherte die Diskussionen an vielen Stellen.
Innerhalb des Projekts arbeiteten Wissenschaftler*innen, Jugendliche, Lehrkräfte und Schulleitungen, kommunale Entscheidungsträger sowie zivilgesellschaftliche Akteure eng zusammen. Auch die städtische Öffentlichkeit wurde in entscheidenden Phasen einbezogen, wie etwa bei der Datenerhebungsmethode kollektives Kartieren. Hier bot sich auch Raum für intensiven Austausch, bei dem verschiedene Perspektiven eingebracht und konkrete Veränderungspotenziale identifiziert wurden.
Eine zentrale Erkenntnis für die Gesellschaft und Lokalpolitik war, dass die Annahme, es gebe vor allem konfliktgeladene Räume mit aufeinanderprallenden Bedürfnissen, nicht zutraf. Stattdessen zeigte sich, dass die Bedürfnisse der Jugendlichen und anderer Gruppen häufig intersektional verschränkt waren. Neben praktischen Vorschlägen zur Verbesserung der Stadtentwicklung im Sinne einer nachhaltigen Transformation sozialer Räume entwickelte das Projekt eine instruktive Matrix, die sozioemotionale Lagen der Stadtgesellschaft in Bezug auf die Umsetzung konkreter Bedarfe analysiert.
Organisation:
Katholische Universität Eichstätt – Ingolstadt
Kontakt zum Projekt:
Prof. Dr. Rico Behrens
rico.behrens@ku.de
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