Viele Studien bewerten Agroforstsysteme (AFS) – die Kombination aus Äckern, Wiesen oder Weiden mit Bäumen und Sträuchern – bereits als gesamtgesellschaftlich wertvoll. Diese stellen sowohl eine geeignete Maßnahme zum Klimaschutz und Erhalt der Biodiversität als auch eine effektive Anpassung an die Folgen des Klimawandels dar. Eine deutliche Wissenslücke besteht jedoch in Bezug auf die Einbettung der Betriebe in ihr regionales Umfeld, obwohl dieses als essenziell für die Verbreitung und Etablierung von innovativen Landnutzungsformen angesehen wird. So braucht es das lokale Wissen über die Vernetzung der Akteur*innen, deren Einflussreichtum, Interessen sowie Beziehungen untereinander.
agroforst-monitoring ist ein studentisches Projekt an der WWU Münster. Das Team setzt sich derzeit primär aus Masterstudierenden des Instituts für Landschaftsökologie zusammen, ist jedoch als überregionaler Zusammenschluss zu verstehen. So kooperieren die Projektinitiator*innen bereits mit anderen Universitäten im Rahmen von Abschlussarbeiten oder Forschungsprojekten. Im Fokus steht das Monitoring moderner Agroforst-Ökosystemen mit Hilfe von eigens entwickelten und praxiserprobten Citizen Science-Methoden. 2021 wurde eine erste Handreichung zu angewandten Methoden herausgegeben. In enger Zusammenarbeit zwischen Citizen Scientists und den Studierenden finden diese auf den kooperierenden Höfen ihre Anwendung. Das bisherige Forschungsprogramm ist zwar interdisziplinär, enthält jedoch keine in der Praxis erprobte sozialwissenschaftliche Methode. Die im Jahr 2022 beschlossene Förderung durch die Hans Sauer Stiftung sollte als Initialzündung für die Einbettung der Sozialwissenschaften im Gesamtprojekt über die nächsten Jahre wirken.
Ziel des Projekts war es, eine partizipative Methode kollaborativ innerhalb des Forschungsnetzwerks zu entwickeln und zu erproben. Die Entwicklung der Methoden-Toolbox fand nach Absprache auf drei Höfen mit Mitgliedern der dortigen Citizen-Science-Lokalgruppen statt.
Die Co-Produktion von Wissen durch Citizen Science lieferte dabei nicht nur ein anwendungsbezogenes Forschungsdesign und damit einen signifikanten Beitrag zum Wissensgewinn über die Hemmnisse und Gelingensbedingungen von Innovationen im ländlichen Raum, sondern ermöglicht in Zukunft auch eine dezentrale Durchführung von Akteursanalysen in verschiedenen Regionen durch lokal verwurzelte Citizen Scientists.
Hiermit konnten entscheidende Grundsteine für eine langfristig angelegte sozialwissenschaftliche Begleitforschung von agroforst-monitoring sowie weiteren Regionalentwicklungsprojekten gelegt werden. Die dabei entwickelte Methoden-Toolbox befähigt lokal verwurzelte Citizen Scientists, (strukturelle) Gelingensbedingungen innerhalb ihrer regionalen Akteur*innen-Netzwerke für die Diffusion landwirtschaftlicher und gesellschaftlicher Innovationen auf den unterschiedlichen Ebenen der Mensch-Umwelt-Systeme identifizieren und vergleichend untersuchen zu können. Erfolgreiche Netzwerksstrukturen können damit sichtbar gemacht werden und als Vorbild für weitere Regionen und Innovationsprozesse dienen.
Organisation:
WWU Münster
Kontakt zum Projekt:
Julia Binder
agroforst-monitoring@posteo.de
https://agroforst-monitoring.de/
Bildrechte (c): agroforst-monitoring