Die Hans Sauer Stiftung startete gemeinsam mit der BTU Cottbus -Senftenberg im Frühjahr 2022 das Co-Design Projekt „Roadmap to a Circular Society“. Das Projekt wird gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Zentral sind dabei Fragen nach einem gemeinsamen Verständnis der Circular Society sowie nach unterstützenden Strukturen und Prozessen, um deren Umsetzung in z. B. experimentellen Räumen oder Projekten zu erproben. Diese Fragen werden nun seit Februar 2022 in dem 1,5-jährigen transdisziplinären Projekt „Roadmap to a Circular Society – ein Co-Design-Projekt zur inhaltlichen und organisatorischen Weiterentwicklung der Circular Society” bearbeitet. Ziel ist es, unter Einbezug von Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft das Konzept einer „Circular Society“ inhaltlich, strategisch und organisatorisch weiterzuentwickeln, „Field Building” für dieses Transformationsfeld zu betreiben und gleichzeitig einen „Fahrplan“ und politische Handlungsempfehlungen für die Umsetzung zu erarbeiten.
Zwischen Februar und September 2022 waren drei Arbeitspakete AP1 „Stakeholder Engagement”, AP2 „Verstehen & Definieren” und AP3 „Circular Society Forum 2022” geplant, die wiederum unterschiedliche Projektbausteine und Einzelmaßnahmen umfassten.
Stakeholder Engagement
Bis Ende April 2022 befand sich das Projekt in der ersten Phase des „Stakeholder Engagements“, in welcher Stakeholder*innen für die aktive Zusammenarbeit in den vier Arbeitsgruppen (s.u.) identifiziert, angesprochen und gewonnen wurden. Zu diesem Zweck wurde für die Teilnehmenden eine Handreichung zum Projekt entwickelt und verschickt. Die erfolgreiche Auftaktveranstaltung fand am 7. April 2022 mit ca. 35 geladenen Teilnehmer*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft statt. Das Stakeholder Engagement wurde im weiteren Projektverlauf fortgesetzt, sodass aktuell insgesamt 42 Personen (inklusive des Projektteams der Hans Sauer Stiftung und BTU Cottbus-Senftenberg) am Roadmapping-Projekt mitwirken (Stand 30.09.2022). Diese verteilen sich auf die vier Arbeitsgruppen „Circular Citizens & Communities”, „Open Design und Open Source”, „Kollaborative Wertschöpfung” und „Circular Literacy”.
Bei der Auftaktveranstaltung wurde eine am Co-Design-Ansatz des Projekts orientierte Arbeitsweise beschlossen, die dann auf der Ebene der Arbeitsgruppen im Detail ausdefiniert wurde.
Verstehen & Definieren
Zwischen April 2022 und September 2022 durchlief das Projekt die zweite Projektphase des „Verstehens und Definierens”. In dieser Phase haben sich vier Arbeitsgruppen (AG) mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten gebildet und in ihrer Arbeitsweise gefestigt. Es fanden (jeweils mindestens drei) Arbeitstreffen in den einzelnen AG statt, ergänzt durch Arbeitsphasen in zusätzlichen Untergruppen. Die Teilnehmenden der AG haben sich in unterschiedlicher Intensität beteiligt. Es wurde versucht, auf die verschiedenen Anforderungen der Teilnehmer*innen einzugehen und verschiedene Angebote zu machen. So waren unterschiedliche Beteiligungsgrade möglich und erwünscht. Mit Blick auf die Arbeitsgruppen ergibt sich folgendes Bild:
Arbeitsgruppe 1: Circular Citizens und Communities
Die AG1 hat sich in ihren Diskussionen auf die sozialen Praktiken und Räume zirkulären Handelns in Praxisgemeinschaften (Communities of Practice) konzentriert und in mehreren Runden Beispiele gesammelt und geclustert. Derzeit erarbeitet sie in Absprache mit anderen AG ein Template zur Beschreibung solcher Räume und Praktiken, um in der nächsten Phase empirische Beispiele zu sammeln. Ziel ist es, die räumlichen, sozialen, institutionellen und materiellen Voraussetzungen für zirkuläres Handeln herauszuarbeiten und auf dieser Grundlage Möglichkeiten der Förderung, Stabilisierung und Verbreitung z. B. zirkulärer Orte zu eruieren.
AG-Leitung: Melanie Jaeger-Erben
Teilnehmende: Julia Amtmann (Centre for Science and Policy, VOLT), Gerald Beck (Hochschule München), Marlene Eimterbäumer (Hochschule Osnabrück), Tom Hansing (anstiftung), Julia Post (Bündnis 90/Die Grünen), Julia Simon (NABU), Johannes Staudt (TU München), Andrea Vetter (Hochschule für Bildende Künste Braunschweig)
Arbeitsgruppe 2: Open Design und Open Source
Die AG2 hat sich die Aufgabe gestellt, die Potenziale von Diskursen und Praktiken der „Openness” für eine Circular Society zu eruieren. Das umfasst ein breites Spektrum von Ansätzen zur Hard- und Software, vom Produkt- und Servicedesign bis hin zur Sphäre der Produktion und der Zugänglichkeit von Wissen, die in den vergangenen Jahren von den unterschiedlichsten Akteur*innen entwickelt wurden. Als integrierendes Vehikel der Gruppenarbeit diente in Anlehnung an die SDGs der Vereinten Nationen die Arbeitsaufgabe „Openness Development Goals (ODGs) für eine Circular Society”. Diese wurden mitsamt einer Präambel, die zur Thematik hinführt und Hintergrundinformationen liefert, in der AG erarbeitet.
AG-Leitung: Ralph Boch, Adrian Schlegel
Teilnehmende: Lars Zimmermann (mifactori) , Jakob Kukula (symbiotic lab), Pauline Alt (Cradle to Cradle NGO), Sonja Hörster (Institut für Partizipative Gestaltung), Maximilian Voigt (Open Knowledge Foundation e.V. Deutschland), Fanni Florian (Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, M.A.), Lenard Opeskin (TU Dresden)
Arbeitsgruppe 3: Kollaborative Wertschöpfung
In den ersten beiden Arbeitstreffen konzentrierte sich die AG3 auf die Konkretisierung und Kontextualisierung der beiden praxisrelevanten Konzepte „Kollaboration” und „zirkuläre Ökosysteme” (Circular Ecosystems). Neben der inhaltlichen Spezifizierung ist es gelungen, Charakteristika von Kollaboration und wertschöpfenden Ökosystemen innerhalb einer Circular Society herauszuarbeiten, die als Grundlage dienen, um in einem nächsten Schritt Interviews mit Expert*innen zu führen. Die Interviews werden Einblicke in die Praxis offerieren, wie der Aufbau und die Gestaltung von kollaborativen Ökosystemen für eine Circular Society ablaufen und potenziell funktionieren könnte.
AG-Leitung: Florian Hofmann
Teilnehmende: Susanne Heinz (Circular Thinking), Susanne Kadner (acatech), Julia Schmitt (Johannes Kepler Universität Linz), Niclas Mauß (TU München), Harald Wieser (KMU Forschung Austria), Cleo Stilp (Hochschule München), Rebecca Tauer (WWF), Jakob Zwiers (Berlin Partner), Diana Woelki (Berlin Partner), Anna Trawnitschek (DIN, HTW Berlin) Laura Beyeler (Brandenburgische TU Cottbus-Senftenberg), Christoph Soukop (Steinbeis Consulting Center Circular Economy), Mike Tabel (CSCP gGmbH), Günther Langer (Abfallwirtschaftsbetrieb München, i.R.)
Arbeitsgruppe 4: Circular Literacy
Die AG4 hat sich in ihrer Arbeit auf zwei Felder fokussiert:
(1) Circular Literacy-Kompetenzen: Mit Hilfe einer dafür entwickelten Systematik wurden aus der Perspektive verschiedener Akteursgruppen Circular Literacy-Kompetenzen erarbeitet und systematisiert. Die Kompetenzkategorien und die dazugehörigen Leitfragen wurden in Anlehnung an die BNE-Schlüsselkompetenzen erarbeitet und auf den Kontext der Circular Society angepasst.
(2) Good Practice-Sammlung, Glossar & FAQs: In Absprache mit den anderen AG wurde eine Template-Struktur für die Sammlung von Good Practice-Beispielen angelegt, um existierende Praxisbeispiele aufzuzeigen und damit Inspiration und Ansatzpunkte für Praktiker*innen und Forscher*innen zu bieten. Außerdem wurden ein AG-übergreifendes Glossar sowie eine FAQ-Sammlung erstellt, die im weiteren Prozess gemeinsam mit den anderen AG ausgebaut werden soll.
AG-Leitung: Nadja Hempel, Barbara Lersch
Teilnehmende: Carsten Schade (TU München), Anna Trawnitschek (DIN, HTW Berlin), Gert Schmidt (Bauteilbörse Hannover), Corinna Vosse (Akademie für Suffizienz, Vereinigung für ökologische Ökonomie, Kunststoffe Berlin e.V.), Liza Sander (Selbständige Beraterin), Nikolas Hubel (Institut für betriebliche Bildungsforschung), Fanni Florian (HTW Berlin), Sven Stegemann (Akademie für Transformationsdesign), Friederike Glöckner (circular thinking), Matthias Wanner (Wuppertal Institut), Susanne Kadner (acatech), Sina Leipold (Friedrich-Schiller-Universität Jena, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung), Gavin Melles (TU Dresden)
Circular Society Forum 2022
Im September fand dann das zweites Circular Society Forum digital statt und zählte insgesamt 250 Teilnehmende und präsentierte diverse Beiträge aus der Circular Society Community sowie dem Roadmapping-Team. Das Forum stellte das erste Beteiligungsmoment für eine breite Öffentlichkeit aus Praktiker*innen und Akademiker*innen während des Roadmap-Prozesses dar. Einblicke in den Prozess und derzeitige Arbeitsstände wurden AG-übergreifend geboten. Darüber hinaus wurden in anschließenden Workshops die bisherigen Arbeitsweisen der jeweiligen AG mit externen Teilnehmenden diskutiert.
Auf www.circularsociety.de und dem YouTube-Kanal der Hans Sauer Stiftung können die Konferenzbeiträge (nur Vorträge) eingesehen werden. Die Plattform dient auch nach dem Forum als digitaler Raum für Austausch und Materialsammlungen zum Thema und umfasst aktuell ca. 850 Mitglieder.
Ausblick/nächste Projektschritte
Die nächste Projektphase leitet das AP4 „Konzeption Roadmap” ein. Das heißt, dass in den Arbeitsgruppen die Arbeit in Form regelmäßiger Arbeitstreffen fortgesetzt werden wird, wobei im AP4 schon die Projektziele in den Blick genommen werden. Eine Schreibwerkstatt im Winter 2023 ist in Planung.