SOCIAL DESIGN. Bezahlbar. Gut. Wohnen.
Wohnwert schaffen durch soziale, räumliche und technische Innovationen
Angemessenen und bezahlbaren Wohnraum für Alle zu schaffen ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Es wird allerdings immer schwieriger, dieser Aufgabe gerecht zu werden. Die Kosten für Wohnraum steigen nicht nur in gesuchten Lagen schneller als die Einkommen, eine Verdrängung von Teilen der Bevölkerung ist meist die Folge. Für immer mehr Bewohner – Geringverdiener, Arbeitslose, Alleinerziehende, Studierende, Ältere u.a.m. – wird Stadt nicht mehr leistbar. Treiber der Entwicklung ist eine steigende Nachfrage, zum Teil zurückzuführen auf einen Wandel der Wohnens (mehr Wohnfläche pro Kopf, kleiner werdende Haushalte, steigende Ansprüche). Eine anhaltende Urbanisierung und Zentralisierung tut ein Übriges und dazu kommt eine neue Qualität von Spekulationen mit Boden- und Immobilienwerten.
Bezahlbarer Wohnraum wird oft gleichgesetzt mit kostengünstigem Bauen, das Resultat sind dann Klischees des billigen Bauens wie kleine Fenster und schlechte Materialien. Der Bedarf an bezahlbarem und gutem Wohnraum kann aber auch Treiber für Innovationen sein: Neue Prozesse des Planens und Entwerfens, neue Modelle des Wohnens, Zusammenlebens und Arbeitens, ungewöhnliche räumliche Strategien, bedarfsgerechtere und flexible Grundrisse u.a.m. eröffnen neue Möglichkeiten. Im Zusammenspiel aus sozialen, räumlichen und technischen Innovationen eröffnen sich neue, zukunftsfähige Konzepte und Modelle. Diese wiederum können auch als globale Impulsgeber dienen, leben doch weltweit über eine Milliarde Menschen in informellen Siedlungen, ein nicht unbeträchtlicher Anteil der Weltbevölkerung hat überhaupt keinen Zugang zu Wohnraum.
Ziel: Bezahlbarer Wohnraum mit hohem Wohnwert
Der Hans Sauer Preis 2016 zeichnete Projekte aus, die für neue Wege zur Schaffung bezahlbaren Wohnraums mit hohem Wohnwert stehen. Ein Schlüsselbegriff ist dabei der des „Social Design“: Im Zentrum des Wettbewerbs standen überzeugende und vorbildliche Lösungen einer sozialen Gestaltungsaufgabe, die auch im Prozess der Gestaltung und Umsetzung neue soziale Wege beschreiten. Preiswürdig waren demnach Projekte, die (1) Innovationen überzeugend zur Lösung einer gesellschaftlichen Aufgabe verbinden und die (2) für neue soziale Formen und Ansätze des Planens, Bauens, Finanzierens und Wohnens stehen. Anders formuliert: Gesucht waren in diesem Doppelsinn innovative Wohnmodelle, die mit unterdurchschnittlichem Kostenaufwand intelligente und wegweisende Lösungen hervorbringen und neue soziale Praktiken zur Schaffung von Wohnraum aufzeigen.
Die Definition von bezahlbarem Wohnraum mit hohem Wohnwert des Hans Sauer Preis 2016 beinhaltet, dass in einem ganzheitlichen Ansatz die Qualität der Gebäude auch mit Blick auf das Verhältnis von Kosten und Nutzungsqualitäten betrachtet werden. Der Preis würdigte hier keine einseitige Reduktion der Baukosten, sondern eine Optimierung des Wohnwerts im gesamten Lebenszyklus des Gebäudes. Dazu gehören Betriebs-, Instandhaltungs-, Rückbau- und Grundstückskosten, aber auch Fragen der Wohnqualität: hinsichtlich der Standortattraktivität, der Durchmischung, der sozialen Kontaktmöglichkeiten, der Erschließung, der Behaglichkeit oder der individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.Und es wurde bewertet, inwieweit zur Erreichung des Ziels in überzeugender Weise soziale, räumliche und technische Innovationen eingesetzt wurden.
Mittel: Soziale, räumliche und technische Innovationen
Wohnen gilt als historisch und kulturell sehr konstante menschliche Praxis. Die Gestaltung von und das Leben in Wohnungen sind tatsächlich aber einem kontinuierlichen Wandel unterworfen. Allein die Entwicklung der verfügbaren Wohnfläche pro Person und die Veränderung der Haushaltsgrößen zeigen das deutlich: Betrug die Wohnfläche pro Person in der Nachkriegszeit noch rund 16, so sind es heute schon mehr als 48 qm. Und wohnten 1950 durchschnittlich noch mehr als drei Personen in einem Haushalt, so sind es heute schon weniger als zwei, in großen Städten liegt die Zahl der Singlehaushalte bereits jenseits der 50 %. Auch haben sich Grundrisse, Möblierung, technische Ausstattung, Nutzung und die soziale Struktur der Bewohner in den vergangenen 60 Jahren verändert. Wohnen ist also bei aller Dauerhaftigkeit der Architektur durchaus von stetiger Veränderung gekennzeichnet. Das kann und sollte genutzt werden, um erschwinglicheren und lebenswerten Wohnraum zu schaffen, der Beiträge für Gesellschaft und auch Umwelt leistet.
Im Wettbewerb um den Hans Sauer Preis wurden Projekte ausgezeichnet, die soziale, räumliche und technische Innovationen im Sinne eines „Social Designs“ verbinden. Synergien können dann durch die erfolgreiche Kombination von Innovationen aus den drei Bereichen erreicht werden, in allen Phasen von der Konzeption, der Projektentwicklung, der Finanzierung, dem Entwurf, der Planung, der Baukonstruktion bis hin zur Fertigung. Der Begriff des „Social Design“ kennzeichnet dabei Ziele und Mittel gleichermaßen: Eine sozial motivierte und definierte Gestaltungsaufgabe und deren Lösung durch Einbezug möglichst zahlreicher Beteiligter: Projektträger, Planer, ausführende Gewerke, Investoren, Eigentümer, Bewohner und Anwohner.
In folgenden Bereichen mussten die Projekte gute bis herausragende sowie nachweisbare Eigenschaften und Leistungen vorweisen:
- Bezahlbarkeit
- Wohnwert
- soziale Innovation
- räumliche Innovation
- technische Innovation
[icon name=”file-pdf-o” class=”” unprefixed_class=””] Hans Sauer Preis 2016 Flyer