Integrative Wohnformen für Geflüchtete und Studierende
Unterkünfte für Geflüchtete liegen meist am Stadtrand oder sind schwer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Begegnungen und Austausch zwischen Beheimateten und Geflüchteten finden daher kaum statt. Das Projekt HAWI/Traudi will dem entgegenarbeiten und urbane Räume des Ankommens, des Übergangs und des Weiterkommens schaffen.
Ansatz
Das Projekt HAWI/Traudi in Wien ist das bis dato größte und wichtigste prototypische Realisierungsprojekt der Initiative Home not Shelter! In dem im Jahr 2016/2017 entstandenen Wohnheim für Studierende und Geflüchtete der Caritas der Erzdiözese Wien wurde es erstmals möglich, die strukturellen, gestalterischen und prozessualen Ideen der Home not Shelter! – Initiative zu verwirklichen und auf die Probe zu stellen. Die Caritas mietete sich, vorläufig auf drei Jahre befristet, in das ehemalige Siemens-Hauptquartier im zehnten Wiener Gemeindebezirk ein, um hier integrative Wohnmöglichkeiten für Geflüchtete und Studierende zu schaffen.
Für diesen Standort wurden in Zusammenarbeit mit Studierenden der TU Wien und der TU Berlin alternative Wohnformen entwickelt und erprobt. In diesem Zusammenhang entstand an der TU Wien unter Leitung von Alexander Hagner die Studierendengruppe Traudi, welche maßgeblich zur Organisation und Entstehung des Projekts beitrug. Den gewählten Slogan “Trau-di” (Traue dich!) meinten die Studierenden ernst. Die Bewohner*innen durften und sollten ihrer Zimmer mitgestalten und beim Aufbau mitarbeiten. Die Studierenden entwickelten dafür eine Konstruktion, die individualisierbar und einfach aufzubauen ist. Dieser Prozess erzeugte ein Gemeinschaftsgefühl bei der diversen Bewohnerschaft. Die Aneignung der Räumlichkeiten über den Selbstbauaspekt förderte die Identifikation mit dem gesamten Gebäude. Während sich Traudi mit der Gestaltung der individuellen Zimmer beschäftigte, entwickelten Studierende der TU Berlin unter Leitung von Prof. Ralf Pasel und Dozent Max Hacke Konzepte für die Gemeinschaftsräume des HAWI und setzten diese vor Ort um.
Förderung
Das Projekt HAWI/ Traudi wurde im Rahmen von Home not Shelter! von der Hans Sauer Stiftung gefördert. Am Projekt beteiligt sind die TU Wien, TU Berlin – Lehrstuhl CODE, the next ENTERprise, Caritas und Am Kempelenpark.
Wirkung
Das Wohnprojekt HAWI/ Traudi ist ein gebauter Vorschlag, wie mit architektonischen Mitteln gesellschaftspolitische Impulse gesetzt werden können. Das Projekt ist ein Aufruf zur Beteiligung, zum Handeln, zur Übernahme von Eigenverantwortung und ein Zeichen dafür, dass “leben” mehr als nur ein Dach über dem Kopf ist. Die begleitende Publikation zum Projekt, welche im JOVIS Verlag erschienen ist, versteht sich nicht zuletzt als ein Open-Source-Handbuch, das Nachahmer*innen motivieren und inspirieren und durch hilfreiche Tipps anleiten soll.