Ausgangspunkt
Kinder und Jugendliche haben sowohl zu Hause als auch in der Schule immer weniger Kontakt zum Thema Kochen. Nahrung ist ein Angebot, dass in unterschiedlichen Qualitäten verzehrbereit zur Verfügung steht. Gemeinsames Kochen und auch gemeinsames, bewusstes Essen verschwindet aufgrund veränderter Tagesabläufe aus dem privaten Lebensalltag. Die Bedeutung des Essens und der Zubereitung als Fertigkeit, für sich selbst zu sorgen, geht dabei verloren. Sekundärfolgen, wie Lebensmittelverschwendung, zunehmender Verpackungsaufwand von Lebensmitteln, Mangel- und Fehlernährung, sowie ein Schwund der kulturellen Diversität durch ein standardisiertes Essensangebot sind bereits seit einiger Zeit zu erkennen.
überkochen e.V. hat das Ziel, das gemeinsame Kochen im Klassenzimmer als neue Unterrichtsform in der Schule zu etablieren. Ein eigens entwickelter Küchenwagen mit Unterrichtsmaterialien dient als Hilfsmittel, um die Bedeutung des Umgangs mit Lebensmitteln in Bezug auf Umwelt und Gesundheit zu vermitteln. Das überkochen-Konzept baut eine Brücke für Lehrkräfte, um über die Themen Ernährungszubereitung und Umwelterziehung einen praxisnahen Zugang zu den Lebenswelten der Schüler*innen zu finden.
Förderung // Realisierung
Die Hans Sauer Stiftung initiierte im Wintersemester 2015 in Kooperation mit der TU München das Co-Design Projekt ‚Schule designen…‘. In diesem Rahmen entwickelten die Industriedesigner Constanze Buckenlei und Marco Kellhammer in einem partizipativen Gestaltungsprozess mit Schulen, Ernährungsbildungsexperten und Akteuren der kommunalen Bildungspolitik die Idee zu überkochen.
Mit der Gründung des überkochen e.V. verfolgt das Team aus unterschiedlichen Akteuren die Förderung von Bildung, im speziellen der Bildung für globale nachhaltige Entwicklung und der Ernährungsbildung. Im Fokus der Arbeit steht das praxisnahe Lernen – anschlussfähig an die Lebenswelten von Schüler*innen – und die Entwicklung sozialer Kompetenzen. Die Ziele der Bildung für globale nachhaltige Entwicklung (UN) stellen dabei den größeren Rahmen für die überkochen-Aktivitäten dar. Im Zentrum steht nach wie vor das Miteinander, gemeinsames Kochen und Erleben von Alltagsphänomenen mit dem überkochen-Wagen. Dieser wird in sozialen Werkstätten gebaut und erfüllt alle qualitativen und sicherheitsrelevanten Kriterien für den Einsatz in der Schule.
Wirkung
überkochen gestaltet Erfahrungswelten in der Schule, die Wissen, Erleben und Handeln verknüpfen. Jeder Schülerin und jedem Schüler soll die Chance auf eine gemeinsam zubereitete Mahlzeit gegeben werden. Dabei erwerben Schüler*innen Wissen und Erfahrung zum Thema Ernährung sowie praktische und kreative Fertigkeiten. Sie erkennen Zusammenhänge zwischen Umwelt, Körper und dem Konsumverhalten und entwickeln Interesse und Wertschätzung für Nahrungsmittel, mit dem Ziel verantwortungsbewusster und sozialer zu handeln. Eltern und Familien erfahren durch ihre Kinder Motivation für einen bewussten Umgang mit Ernährung und Wertschätzung ihrer persönlichen Fertigkeiten. Lehrer*innen und Erzieher*innen erhalten Unterstützung und erlernen Fertigkeiten und Methoden, praxisbezogenen Unterricht zu gestalten und die Lebenswelten der Schüler*innen zu erreichen. Bereits an über 20 Schulen in und um München wird überkochen eingesetzt und Schule zu einem kreativen Ort, an denen die Akteur*innen Gesellschaft und Umwelt positiv gestalten und Bezüge zwischen Fachinhalten und Lebenswelten herstellen.
Mehr Infos gibt es unter www.ueberkochen.org
Ansprechpartner: Marco Kellhammer, mk@ueberkochen.org