Modernisierung Grüntenstraße 30-36, Augsburg (D)
Der Hans Sauer Preis 2014 für „Planen und Bauen für Ressourcenschonung und Generationenvielfalt“ in der Kategorie Bestand ging an das Augsburger Büro lattkearchitekten für die Modernisierung einer Wohnanlage aus den 1960er Jahren. Nach einhelliger Meinung der Jury stellt die Sanierung und Ertüchtigung des Wohngebäudebestandes der 1950er bis 1970er Jahre eine der drängendsten Bauaufgaben dar, um Klimaschutzziele, aber auch notwendige Anpassungen an demografische Entwicklungen zu erreichen. Ein solches Objekt haben lattkearchitekten im Rahmen des Modellbauvorhabens der Obersten Baubehörde „e%-Energieeffizienter Wohnungsbau“ in der Augsburger Grüntenstraße modernisiert: Eine Wohnanlage mit 60 Wohneinheiten wurde im bewohntem Zustand energetisch saniert und generationengerecht modernisiert; mit dem Ziel der dauerhaften Reduzierung der CO2-Emissionen und den sparsamen Umgang mit Energie in der Praxis zu erproben. Durch eine maximale Vorfertigung von Bauelementen konnte die Bauzeit und damit die Mieterbelastung deutlich reduziert werden.
Die Modernisierung sollte im bewohnten Zustand durchgeführt werden. Dies war nur durch die Verringerung der Bauzeiten sowie der Belastung dank eines hohen Vorfertigungsgrad von Ausbauelementen und Gebäudehülle möglich. Die neue Hülle besteht aus vorgefertigten Holztafelbauelementen mit gestrichener Bekleidung aus sägerauen Brettern. Die bestehenden Balkone werden als Wintergärten oder Wohnraumerweiterung umgebaut, neue Balkone bieten Außenraum. Das Gebäude wurde durch die energieeffiziente Modernisierung fast auf einen Passivhausstandard gebracht. Die bestehende Wohnanlage aus den 1960er Jahren bietet einen breiten Mix aus 9 unterschiedlichen Wohnungsgrößen von 33,8 – 100,2 m2. Mit der Modernisierung wurden weder die Nutzung des Gebäudes noch die Wohnungszuschnitte verändert. Die soziale Durchmischung der Wohnanlage besteht aus unterschiedlichen Altersgruppen, Lebensformen und Nationalitäten.
Im Rahmen des Projektes „TES EnergyFacade” (gewann den Deutschen Holzbaupreis 2011 in der Kategorie „Komponenten/Konzepte“) konnte eine innovative Lösung für die energieeffiziente Gebäudemodernisierung von Bestandsgebäuden gefunden werden. Das modulare System erlaubt eine schnelle Bauzeit, gewährleistet U-Werte gemäß Neubaustandard und berücksichtigt auch die zukünftig immer relevanter werdende Betrachtung des Primärenergiegehalts von Baustoffen („Graue Energie“). Dies wurde auch von der Jury explizit gewürdigt, die zudem die gesellschaftliche und ökologische Bedeutung der Bauaufgabe speziell dieses Bautyps hervorhob.
Die Sanierungsmaßnahmen dauerten von August 2011 bis zum Frühjahr 2013 und umfassten eine Wohnraumerweiterung durch Wintergärten, eine Erneuerung der Sanitärbereiche und die Schaffung von barrierefreien Zugängen zu den Wohnungen. Die Mieter profitierten darüber hinaus durch den Schall- und Lärmschutz der neuen Fenster und der Fassade, durch konstante Zimmertemperaturen und damit verbundene jährliche Kosteneinsparungen in Höhe einer Warmmiete.