Soziale Räume für Geflüchtete in Deutschland
Insbesondere seit der gestiegenen Anzahl Geflüchteter im Jahr 2015 und 2016 stießen viele Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland an ihre Grenzen. Oft schlafen Geflüchtete dicht gedrängt in Großunterkünften. Die durchschnittliche Verweildauer in diesen Unterkünften beträgt mittlerweile mehrere Monate; die Bewohner sind einer nahezu permanenten Tatenlosigkeit ausgesetzt, mit wenig Raum für Privatsphäre und Ruhe sowie fehlenden Orten für Bildungs- und Integrationsangebote. Es gibt weder Rückzugsorte, noch gibt es Platz zum sozialen Austausch untereinander oder mit der neuen Nachbarschaft.
Ansatz
MORE THAN SHELTERS möchte daher mit Blick auf parallele und erfolgreiche Lösungsansätze seine internationale Expertise aus der Arbeit in Flüchtlingscamps – wie zum Beispiel in Zaatari, Jordanien – nach Deutschland bringen. Soziale Räume sollen Begegnungsstätten sein – in der Nähe von oder direkt in Erstaufnahmeeinrichtungen. Sie schaffen den Startpunkt für Integration und bieten den neu angekommenen Menschen einen behüteten Ausgangspunkt, aus dem heraus sie selbstsicher ihre neue Umgebung kennenlernen können. Zum anderen bieten solche Räume freiwilligen Helfern und der Nachbarschaft die Möglichkeit mit den Geflüchteten in Kontakt zu treten und umgekehrt. Es ist das Schaffen eines geschützten Raums, der ein Stück Normalität und Geborgenheit zurück gibt sowie Integration und Austausch fördert.
MORE THAN SHELTERS hat zum Schaffen solcher Orte ein spezielles modulares Raumsystem – das DOMO – entworfen. Durch das DOMO entsteht ein ästhetisch schöner sowie funktionaler Raum. Mehrere DOMO-Zelte können miteinander verbunden werden und schaffen so zudem einen flexiblen Raum.
Die inhaltliche Gestaltung übernehmen Partner aus dem zivilgesellschaftlichen Engagement und der Betreiber selbst.
Förderung
MORE THAN SHELTERS hat von der Hans Sauer Stiftung eine finanzielle Förderung bekommen, die den Aufbau von mehreren sozialen Räumen in Hamburg und Umgebung ermöglicht hat.
Wirkung
Das Projekt in Deutschland deckt einen immateriellen Bedarf. Immer wieder zeigt sich, dass die Notunterbringung von Geflüchteten zu Unzufriedenheit, Konflikten bis hin zu Aggression führt. Die Einsätze von MORE THAN SHELTERS in Hamburgs Erstaufnahmeeinrichtungen belegen, dass das Errichten von Begegnungsstätten zu Verantwortungsübernahme und zum Rückgang von Konflikten führt. Des Weiteren kann nun eine Vielzahl an Angeboten von Freiwilligenprogrammen in den Erstaufnahmeeinrichtungen stattfinden, für die es zuvor keinen Ort gab. Insbesondere in der unterschwelligen Traumarbeit kann MORE THAN SHELTERS von Erfolgen berichten, denn die Geflüchteten kennen das DOMO nun als „ihren“, geschützten Raum, an dem sie loslassen können.